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Die Freske, die Kunst des Details
Begeben Sie sich zum Chorumgang, der sich hinter dem Altar befindet.
Baie-Comeau, 1940 — Ninceris Assistent hat gerade das „Intonaco“ aufgetragen, eine dünne Schicht frischen Gips, worauf der Künstler dann arbeiten kann. Eine Fläche von etwa 3 Metern auf 3 Metern wurde zu Tagesbeginn vorbereitet. Da Gips innerhalb von zwölf Stunden trocknet, musste Nincheri rasch vorhergehen: Er begann 1 Stunde nach dem Auftragen des Gipses und malte weiter bis 2 Stunden bevor die Fläche wieder trocken war. Er verfügte also über sieben bis neun Stunden für seine Arbeit.
Glücklicherweise war alles schon im Voraus geplant. In der kalten Jahreszeit, wenn die Temperaturen zu niedrig waren, um in der unbeheizten Kirche arbeiten zu können, hatte der Künstler bereits das Dekorationsprogramm vorbereitet und die Hauptmotive skizziert. In Baie-Comeau angekommen, bereitete er die Abdrücke nach und nach vor. Die Linien dieser Zeichnungen werden mit einer feinen Stahlspitze maßstabsgetreu perforiert.
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Wenn es soweit ist, werden die Abdrücke von seinem Assistenten an die Wand gehalten und Nincheri stempelte behutsam seine Pinzette, einen kleinen mit Kohle gefüllten Sack, darauf. Durch die Maschen der Leinwand entwich der schwarze Rauch und drang durch die kleinen Löcher in die Konturen der Zeichnungen ein. Der „Intonaco“ ist daher mit kleinen schwarzen Punkten markiert, die den Künstler bei der Erstellung der Freske leiten.
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Die Pigmente sind fertig. Nincheri mischt sie mit einem Bindemittel und Wasser zu einer Paste, die mithilfe eines Pinsels auf die Wand aufgetragen wurde. Da er auf frischen Putz arbeitete, nahm die Unterlage fast augenblicklich und dauerhaft die Farbe auf.
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Eine Freske in Baie-Comeau zu verwirklichen, ist eine Herausforderung. Die Mischung aus Gips und lokalem Sand, auf die es gemalt wird, erzeugt unvorhersehbare chemische Reaktionen, die die Pigmente verdunkeln. Nincheri musste sich ständig anpassen: Die Freske ließ keine Retusche zu.
Am Ende jedes Arbeitstages wurde der unlackierte „Intonaco“ entfernt. Am nächsten Tag wurde daneben eine neue Gipsschicht aufgetragen. Die Fugen wurden sorgfältig ausgearbeitet, um die Illusion zu erwecken, dass Nincheri auf einem großen Abschnitt auf einmal malte.
Fünf (5) Jahre lang wiederholte Nincheri diese Schritte, um die 1500 m2 großen Fresken in der Kirche Sainte-Amélie zu vervollständigen.